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Jetzt mal ganz ehrlich

Wir haben den Iran nun verlassen und können ab jetzt wieder mit gutem Gefühl frei schreiben was wir erleben und was wir denken. Es ist tatsächlich so, dass man sich Ärger einhandeln kann, wenn man sich in der Öffentlichkeit schlecht über die iranische Regierung äussert. In der Iran-Reisegruppe wurden ganz klar einige Regeln genannt, an welche man sich halten sollte.


  • No posting on social media against Iran;

  • No approaching, photographing or filming military or sensitive structures;

  • No taking part in any demonstrations or gatherings.



Tut man das, ist auch überhaupt nichts zu befürchten. Nach drei Monaten können wir das zu hundert Prozent bestätigen. Die allgemein verbreiteten Befürchtungen - sei es weil man sich als Frau unsicher zu fühlen hat, wegen angeblicher Terroristen oder wegen der Politik - waren für uns nicht ein einziges Mal spürbar.

Die einseitige, ausschliesslich durch Medien geprägte Sicht scheint meines Erachtens nicht unbedingt die Richtige zu sein.


Der Iran ist mit Sicherheit ein schwieriges Land. Die Einschränkungen durch die restriktive Mullah-Diktatur macht die Menschen hier traurig, verzweifelt und wütend. Das spürten wir leider sehr und es brach uns regelmässig das Herz. Die Iraner betonten auch immer wieder vehement, wie wichtig es für sie ist, dass wir einen Unterschied zwischen dem Volk und der Regierung machen. Es war traurig zu sehen, wie fest sie unter ihrem schlechten Ruf leiden müssen.

Gleichzeitig waren wir extrem beeindruckt von ihrer unfassbar grossen und unerschütterlichen Lebensfreude trotz dieser schwierigen Bedingungen. Glücklich sein unabhängig von den äusseren Umständen. Ich kann mich da nur tief verneigen!


Mit arrogantem, skeptischem Blick guckt der vermeintlich fortschrittliche Westler in Richtung Osten, kritisiert und misstraut dem fremdartigen Orient (und natürlich auch umgekehrt).

In unzähligen Momenten während der letzten drei Monate wuchs mein Unverständnis darüber, warum wir stattdessen nicht von unseren verschiedenen Kulturen lernen, uns austauschen und voneinander profitieren. Es gäbe sowohl für uns Abend-, als auch für die Morgenländer einiges an positivem Inspirations-Potential.


Die Frage, wie es zur Islamischen Revolution und deren diktatorischen Folgen kommen, warum die Menschen so etwas zulassen konnten, begleitete mich immer wieder. Natürlich sind solche Gegebenheiten jeweils sehr komplex und vielschichtig und können nicht einfach so beantwortet werden.

Offensichtlich braucht es aber vor allem drei Dinge: eine Krise, unwahre Versprechen und viel Angstverbreitung. Die Implementierung einer Diktatur braucht also keine Fanatiker, die ihr Volk unter dem Deckmantel der Religion unterdrücken, sie kann auch in ganz anderen kreativen Gewändchen daherkommen.

Halten also vielleicht auch wir unsere "stabile" Demokratie als nicht zu selbstverständlich.

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