Endlich angekommen, endlich wieder in der Natur, endlich wieder zu Fuss.
Vor zwei Wochen waren wir noch in Shiraz, unglaublich!
Es war relativ schnell klar, dass wir ab dort nicht mehr zu Fuss weiter können. Unsere Visa waren noch fünf Tage gültig und bis zur pakistanischen Grenze waren es doch noch weite 1300 Kilometer. Also ab zum Shirazer Busterminal! Nach einer zehnstündigen Busfahrt erreichten wir die Hafenstadt Bandar Abbas. Die restlichen 800 Kilometer mussten wir per Anhalter schaffen, weil's ab da keine öffentlichen Verkehrsmittel in Richtung Osten mehr gibt. Trampen im Iran ist echt ein Erlebnis für sich...
Als wir uns vor einigen Wochen für die Weiterreise via Pakistan entschieden, hatten wir tatsächlich die naive Hoffnung, dieses Land wieder ausschliesslich zu Fuss von West nach Ost durchqueren zu können. Das wäre von der Distanz her in drei Monaten - im Gegensatz zum Iran - wieder machbar. Tja, wir hatten zu diesem Zeitpunkt aber erst wenig Ahnung wie Pakistan funktioniert. Dass man vielerorts - insbesondere in der Region Belutschistan - von der Polizei eskortiert wird, war uns natürlich bewusst. Doch dass es in grossen Teilen des Landes Touristen verboten ist, wandernd unterwegs zu sein, hat uns dann doch ziemlich überrascht und unsere Hoffnung auf "alles zu Fuss" zunichtegemacht.
Also folgten nach der Grenze weitere 2100 Kilomter in Polizeiauto, Bus und Zug bis Islamabad. Auf dieser Strecke konnten wir gerade mal einen Tag spazierend in der Grossstadt Karachi unterwegs sein. Wir legten in acht Tagen 3400 Kilometer zurück - eine Strecke für die wir normalerweise ein halbes Jahr benötigen. In acht Tagen so viele verschiedene Kulturen, so verschiedene Landschaften und unglaubliche Wetter- und Temperaturunterschiede. Für unsere langsamen Gemüter war das alles eindeutig viel zu schnell.
Nach einigen Tagen Islamabad ging es dann auch bereits wieder mit dem Bus weiter. Im Norden Pakistans sollen sich Touristen, gemäss offiziellen Informationen, problemlos frei bewegen können. Im Berggebiet rund um den Himalaya dürfen wir also endlich wieder wandern. Wir konnten es nach diesen langen zwei Wochen kaum erwarten. Die Busfahrt von Islamabad hat auch noch kräftig dazu beigetragen. Wir benötigten 17 Stunden für 500 Kilometer Strecke. Etliche Polizeikontrollen, sandig-kiesiger Strassenbelag und ewige Strassensperren führten zu einer Verspätung von sechs Stunden. Und trotzdem... Nicht einer hat sich deswegen beschwert oder geärgert. Einfach in aller Gelassenheit hinnehmen wie es halt gerade ist.
Nun war es aber endlich soweit, wir sattelten unsere Rucksäcke und wanderten - trotz Schlafmangel - in voller Freude los. Nach hundert Metern wurden wir bereits wieder gestoppt. Die Polizei. Es ist Touristen nicht erlaubt von hier aus zum Basecamp des Nanga Parbat zu wandern. Wir müssen vorerst noch in einen Jeep steigen und dürfen erst die letzten Kilometer zu Fuss gehen. Echt jetzt? Bei allem Verständnis fürs extreme Sicherheitsbedürfnis der Pakistanis, für dieses von Krieg, Terror und Naturkatastrophen gebeutelte Land und ja, es geht bei all diesen Massnahmen vor allem auch um die Sicherheit der Touristen und das rechnen wir ihnen wirklich sehr hoch an. Doch in diesem Augenblick entgleiste uns einfach nur noch das Gesicht. Mit etwas diskutieren und insistieren liessen sie uns dann aber tatsächlich die gesamte Strecke - ohne Begleitung! - hochwandern :)
Hier sind wir nun also, am Fusse des Himalaya.
Vor einigen Tagen im Süd-Iran noch bei über vierzig Grad und schon fallen die Temperaturen nachts wieder auf nahezu Null. So viel zum langsam an- und umgewöhnen :)
Nachtrag:
Gerade als ich den Blogbeitrag hochgeladen hatte, zündeten zwei Taschenlampen in unser Zelt. Wir waren auf dem Rückweg unserer Wanderung, nach wie vor mitten in der Natur, weit weg von allem und trotzdem kam schon wieder die Polizei. Wir dürfen nicht zelten - zu gefährlich, zu viele böse Menschen. Mitten in den Bergen? Nein, ich glaube selbst im gefährlichen Pakistan eigentlich nicht. Aber was soll's? Jetzt sitzen wir im Schlafkämmerchen des einen Polizisten und warten auf morgen Früh.
Mal gucken wie lange wir noch hier reisen wollen...
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