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Pläne, Ideen und die Realität

Wir haben uns kürzlich mit Monika - Caros Mami - über unsere Ideen zur weiteren Route unterhalten (von Plänen sprechen wir seit dem Iran nicht mehr). Dabei wurde uns wieder einmal bewusst, wie sehr Reise-Vorstellungen von der Reise-Realität  abweichen können.

Auch wenn ich an die Momente zurückdenke, als ich zu Hause vor der Weltkarte sass und unsere möglichen Routen studierte, nicht einen Moment hätte ich mir vorstellen können, dass das Vorwärtskommen von so vielen Faktoren geprägt sein kann.


Nun sind wir seit knapp sieben Wochen im Iran. Am 5. August läuft unser Visum aus und daher haben wir uns in den letzten Tagen sehr intensiv Gedanken über unsere weitere Route gemacht. Grundsätzlich standen drei Optionen im Raum: Pakistan, Turkmenistan oder Indien / Sri Lanka direkt.


Turkmenistan

Elegant ist's in der Vorstellung gewesen... Den Nord-Iran entlang des Kaspischen Meeres resp. entlang des Talesh- und Elbursgebirges in 90 Tagen durchwandern. Das hätte tatsächlich klappen können und wir wären pünktlich an der turkmenischen Grenze angekommen. Glücklicherweise bin ich in diversen Online-Reisegruppen und erhalte da sehr viele hilfreiche Informationen. Denn was uns nicht bewusst war: im Iran kann man kein Visum für Turkmenistan beantragen. Wir müssten zurück nach Yerevan/Armenien. Ausserdem lese ich in der Reisegruppe, dass von zehn Anträgen neun abgelehnt werden. Manche haben Glück und erhalten ein Transitvisum von fünf Tagen oder buchen für 1000 Euro eine Gruppenreise.

Irgendwie ist uns der Aufwand zu gross, um dann mit wahrscheinlich abgelehntem Visum wieder in Yerevan zu stehen.

Ok, Turkmenistan überfliegen und direkt nach Usbekistan? Schliesslich könnten wir da zumindest 30 Tage visumsfrei reisen.

Der einzige Flug von Teheran nach Taschkent dauert 26 Stunden! Nun gut, das würden wir - je nach Flugpreis - sogar noch in Kauf nehmen.

Wir unterhalten uns also mit jemandem, der durch diese Länder gewandert ist und wir holen uns parallel dazu so viele Informationen zu diesen Ländern ein wie nur möglich. Etwas ernüchtert müssen wir einsehen: wir könnten es zwar schaffen, aber hätten definitiv keine Freude mehr am Wandern. Aufgrund der kargen Infrastruktur müssten wir abschnittsweise bis zu 60 Liter Wasser pro Person mittragen! Mit Kinderwagen - so wie es der genannte Wanderer gemacht hat? Wir kommen aktuell im Elburs-Gebirge mit unseren schweren Rucksäcken bereits an unsere Grenzen. Die Vorstellung, noch einen Kinderwagen über solch extrem anspruchvolles Gebiet schieben zu müssen... Autsch!

Wir lernen die vorderasiatischen Berge gerade im Iran kennen und ja, sie fordern uns mehr als uns jemals ein Berg gefordert hat. Wir sind zäh und abenteuerlustig, aber hier zu wandern ist einfach eine andere Kiste. In den "Stan-Ländern" wird das definitiv nicht einfacher. Zugegeben, wir wären komplett überfordert.

Zudem hätten wir Gfröörlis ab September wahrscheinlich bereits wieder ein Problem :)

Dann eben entlang der einzigen Strasse durchs Flachland wandern. Wochenlanges Abspulen durch öde Wüstenlandschaft? Wir denken an die Worte unseres befreundeten Wanderers... wie er auf diesem Abschnitt komplett an seine mentalen Grenzen kam. Soll das vielleicht unsere neue Herausforderung werden? Hach, irgendwie fühlt sich diese Vorstellung nicht sehr stimmig an.

Wir könnten aber Teilstrecken mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen und für uns machbare Abschnitte wandern. ÖV in diesen Ländern: inexistent.


Indien / Sri Lanka direkt

Obwohl wir immer noch unsere gesamte Reise möglichst überland wandern möchten (auch wenn wir seit dem Iran etwas "bschisse" müssen), stand dennoch die Option, direkt von Teheran nach Indien oder Sri Lanka zu fliegen kurz im Raum. Wir würden uns viel Visum- und Admin-Bürokratie ersparen und müssten bestimmt nicht ab September frieren. Aber Halt, à propos Wetter... Zwischen August und November ist Hauptmonsunzeit in beiden Ländern. In dieser Zeit will man da ganz bestimmt nicht wandernd unterwegs sein.


Pakistan

Bei der allerersten Grobplanung unseres Wegs war Pakistan tatsächlich das erwählte Folgeland nach dem Iran. Doch wir haderten von Beginn an mit dem Gedanken, teilweise mit Polizei-Eskorten unterwegs sein zu müssen. Das war dann auch der Grund, warum wir über die Alternative Turkmenistan nachdachten.

Inzwischen, drei Jahre und viele, viele Erfahrungen später fühlt sich das Ganze grundsätzlich anders an. Wir haben nun so oft erleben dürfen, wie sehr die Realität von Vorurteilen oder vorgefassten Meinungen abweicht. Deswegen schauen wir heute mit anderen Augen auf das Thema Polizei-Eskorten. Glücklicherweise gibt's auch da online-Reisegruppen, die uns mit viel Pakistan-Infos beliefern. Die Berichte der Pakistan-Reisenden wecken in uns die Neugier, auch dieses Land selber zu erfahren. Natürlich wird in diesem Reise-Chat auch über Herausforderndes diskutiert. Viele Gebiete können nur mit Bewilligungen durchreist werden, was dauerhaften Papierkrieg bedeutet. Auch die Anwesenheit der Eskorten, entsprechend die fehlende Privatsphäre, ist bestimmt nicht immer nur angenehm. Aber das Positive überwiegt deutlich und der Iran hat uns gezeigt (wovon wir ja ohnehin immer überzeugt waren), dass es sich so unbeschreiblich fest lohnt, sich ein eigenes Bild von einem Land zu machen.


Unser Fazit

Wir versuchen unser Iran-Visum um einen Monat zu verlängern. Theoretisch sollte dies möglich sein. Praktisch... na ja, wir haben unsere Erfahrungen gemacht.

Dafür reisen wir am 1. August nach Isfahan. Vorher ist es leider nicht möglich, da man eine Visums-Verlängerung frühestens fünf Tage vor Ablauf beantragen kann. Eine dieser skurrilen, iranischen Regeln. Wir haben von anderen Reisenden gehört, dass sie selbst dann noch weggeschickt wurden. Sie mussten dann zwei Tage vor Ablauf nochmals hin. Sollte unsere Verlängerung abgelehnt werden, müssen wir dann halt kreativ werden und zusehen, wie wir innert weniger Tagen aus dem Land kommen :)

Aber wir sind optimistisch und hoffen auf die Verlängerung.

Das Pakistan-Visum beantragen wir entsprechend auf Anfang September.

Vor der Durchreise werden wir uns aber für einen Workaway-Job bewerben, da die ersten Wochen Land und Leute etwas kennenlernen und uns in die neue Kultur einleben. So umgehen wir bestimmt die Überforderung, die wir im Iran in den ersten Tagen erlebt haben.

Sollte es mit einem Dreimonats-Visum in Pakistan klappen, könnten wir dann pünktlich auf Ende der Monsunzeit in Indien einreisen.

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